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Das Wetter

 

 

 

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Historie / Chronik

Der Alte Dorfkrug, links am Eingang zum Gutshof, wird bereits 1375 erwähnt. Der Krüger war verpflichtet, sein Bier von dem 2 Meilen entfernten Neustadt-Eberswalde zu holen.  Erst 1690 erklärte sich Eberswalde gegen eine Entschädigung von 100 Tlr. damit einverstanden, dass die sogenannte „Krugverlagsgerechtigkeit“ an den leuenberger Gutsherrn überging.

 

Nachdem 1723 eine weitere Zahlung von 200 Tlr. erfolgte, erhielt der leuenberger Gutsherr die „obrigkeitliche Genehmigung“ zum Brauen. Ferner musste „eine weitere Summe von 400 Tlr. als Abfindung für die staatliche Akzisekasse“ gezahlt werden.  Nachdem 1750 das Gut Leuenberg mit „allen Pertinenzien, Rechten, Gerechtigkeiten, Vieh-, Acker-, Feld- und Wirtschafts-Inventarien, Brau- und Brennerei-Gerätschaften, auch allem, was in den Gebäuden erd-, wand-, band-, niet und nagelfest ist, in Bausch und Bogen für 130.000 Tlr. und 500 Friedrichsdor Schlüsselgeld, an den Kammerherrn Ernst Jacob Freiherr von Eckhardtstein“ verkauft wurde, konnte eine einheitliche Gutsbewirtschaftung, so auch das Brauen und Brennen, erfolgen.

 

Zu diesem Zeitpunkt gehören zum Gut Leuenberg das Dorf Leuenberg sowie die Vorwerke Tiefensee und Biesow. Von den 247 Einwohner wohnten 125 auf dem Gut. Neben zwei öffentlichen Gebäuden gab es 22 Wohn- und 38 wirtschaftliche Gebäude und eine Getreidemühle. 9 Wohngebäude und 15 wirtschaftliche Gebäude standen auf dem Gut, einschließlich der Brennerei. Die in feldsteinbauweise, Anfang des 19. Jahrhunderts, - Südweits - gebaute und in Betrieb gesetzte Brau- & Branntwein-Brennerei wurde 1857 mit einem Aufwand von 25.907 Talern durch eine neue und größere Anlage - Westseite - ersetzt.  „Sie wurde auf dem hochadligen Gute zum Verkauf betrieben.“

 

Die Kellerwände der 1857 errichteten Brennerei haben eine Dicke von 1,20 m. Aufgrund der hohen Belastungen wurden auch die Gewölbedecken als Preußische Kappen ausgebildet. Der markante Schornstein prägte viele Jahrzehnte das Gut. Von der bisherige kleineren Brennerei an der Südseite des Gutshofs wurden nur die Gewölbekeller für die Kartoffellagerung erhalten. Diese befinden sich nunmehr auf einem privaten Grundstück.

 

Nach den Bier- und Branntwein-Manualien* konnten mit der neuen Brennerei „alljährlich 16 Wispel** Malz verbraut und 6 Wispel & 6 Scheffel*** Branntwein-Schrot verschwendet werden.“ Lediglich ein Bauer besorgte zugleich das Branntwein-Brennen, bekam 32 Groschen Lohn und wurde am herrschaftlichen Gesindetisch mitgespeist.

 

Die Abgaben, die auf der Brau- und Branntwein-Brennerei hafteten, betrugen

  • 25 Taler (Tlr.) Accise (franz.) an Verbrauchssteuer
  • 23 Tlr., 12 Groschen (Gr.), 8 Pfennig (₰) an Zinsen
  • 2 Tlr., 9 Gr., 9 ₰ an Kriegs-Metze****
  • „Welche bei dem Brau-Anschlage mit zur Ausgabe gestellt werden soll.“

 

Bier brauen

 

Das Bierbrauen erbrachte über viele Jahre nicht den gewünschten Ertrag. Es fehlte nicht nur ein guter Braumeister, sondern auch gutes Wasser. Das verwendete Wasser aus dem Langer Haussee war von bescheidender Qualität. Das hergestellte Bier wurde ausschließlich im Dorfkrug ausgeschenkt. 

 

Bier war zu dieser Zeit gesünder, als Trinkwasser und wurde bereits zum Frühstück getrunken. Bier, dass früher einen sehr bitteren und sauren Geschmack hatte, galt als Medizin gegen die Cholera. Das Wasser wurde gekocht, der Hopfen tötete Bakterien und war reich an Vitamin B und Bier war lange haltbar. Es war üblich, dass auch Kinder Bier tranken. Das Scharrebier hatte weniger Alkohol. Das Hauptaugenmerk lag auf der Branntwein- und Stärkefabrikation sowie der Kartoffeltrocknung. Frühzeitig erkannte man, dass die Kartoffel infolge ihres hohen Nährwertes für Mensch und Vieh eines der wichtigsten Produkte war.

 

Kartoffeltrocknung

 

Da die Kartoffeln im rohen Zustand jedoch sehr der Fäulnis ausgesetzt ist und durch die Lagerung in Mieten und Kellern durch das Keimen einen Teil ihrer Stärke verliert, wurde mit der Kartoffeltrocknung eine längere Haltbarkeit erreicht. Nach Ende des zweiten Weltkriegs war der Gutshof kaum zerstört. Das Gutsschloss und die wirtschaftlichen Gebäude dienten den Kriegsflüchtlingen zunächst als Unterkunft. Lediglich die Brennerei wurde durch einen rechtsseitigen Bombentreffer teilweise zerstört. Das heutige Gebäude ist der verbliebene, unzerstörte Teil im Originalzustand.

 

1945 diente der unteren Teil der Brennerei als Wohnraum. Der obere Teil wurde weiterhin als Kornboden genutzt. 1948 wurde der zerstörte Teil der Brennerei komplett abgerissen und die Steine für das von der Sozialistischen Einheitspartei (SED) organisierte Neubauern-Bauprogramm eingesetzt. Die neuen Machthaber forderten noch im selben Jahr 30 Siedlerbauten neu zu bauen und 10 durch den Umbau ehemaliger Gutsgebäude fertig zu stellen. 1954 wurde das Gebäude und die Freiflächen durch die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) als Reparaturstützpunkt für Landmaschinentechnik genutzt. Im Gebäude wurde ein Erntekindergarten eingerichtet, der die Vorschulkinder der LPG-Bäuerinnen während der Erntesaison betreute. 

 

1967 wurde das Gebäude für 35.000,- Mark der Deutschen Notenbank (MDN) zu einer Sozialeinrichtung für Kinder - Grippe/Kita/Hort - umgebaut. Die Errichtung erfolgte im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes der DDR (NAW) durch die Einwohner von Leuenberg. 1979 wurde im Gewölbekeller der Brennerei ein Jugendclub - Bar und Diskothek - der Freien Deutschen Jugend (FDJ) eingerichtet.

 

Der im Keller stehende historische Hydrophor war bis 2017 Bestandteil der Wasserversorgung für die Agrargenossenschaft. Wie eh und je wurde das Wasser aus dem Langer Haussee - unten im Gamengrund gelegen - gewonnen.


* Manuale = Handbuch, Richtlinie
** 1 Wispel ca. 100 kg
*** 1 Scheffel = 54,962 Liter (in BAY = 222,357 Liter, in BW = 103,985 Liter)

**** Metze = auf Backen und Brauen gelegte außerordentl. Naturalabgabe zur Verpflegung
des brandenb.-preuß. Heeres


 

Quellen: Kurmark Brandenburg, Oberbarnimer Kreiskalender, Märkische Forschungen, Eberswalder
Heimatblätter, Rudolf Schmidt, Kreisausschuss Oberbarnim, Dorfchronik Leuenberg